Damit neue Gebäude einen angemessenen Aufenthalts- und Wohnkomfort aufweisen, ist dem Lärmschutz in lärmbelasteten Gebieten entsprechend Rechnung zu tragen. Im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens kann die Planung von lärmempfindlichen Nutzungen eine Herausforderung darstellen.

Zu beachtende Punkte im Baubewilligungsverfahren

  • Welche Bauvorhaben sind lärmrelevant?

    Als lärmrelevante Bauten oder wesentliche Änderungen im Sinne von Art. 31 der Lärmschutz-Verordnung gelten im Kanton Zug:

    • Schaffung neuer lärmempfindlicher Räume, z. B. Neubau Einfamilienhaus, Neubau Bürogebäude, Erweiterung Schulhaus durch neue Schulzimmer.
    • Erhöhung der Lärmempfindlichkeit durch eine Zweckänderung von Räumen, z. B. Umnutzung von Büronutzung in Wohnnutzung oder Umnutzung von Lagerraum zu Büronutzung.
    • Neubauähnliche Umgestaltung, die so weit geht, dass die Identität des bisherigen Gebäudes nicht erhalten bleibt oder eine günstigere Raumanordnung oder Lärmschutzmassnahmen möglich wären, z. B. Auskernung eines bestehenden Bauernhauses. (Im Einzelfall ist das Amt für Umwelt zu kontaktieren.)
    • Unterteilung von Räumen mit lärmgeschützten Lüftungsfenstern, so dass neue Räume ohne geschützte Lüftungsfenster entstehen.
    • Erstellung neuer Fensteröffnungen bei bestehenden lärmempfindlichen Räumen, sofern das neue Fenster das lärmexponierteste ist.

    Für jedes öffenbare Fenster, das unter die oben aufgeführte Auflistung fällt, ist im Falle einer verbleibenden Immissionsgrenzwertüberschreitung eine Zustimmung nach Art. 31 Abs. 2 der Lärmschutz-Verordnung zu beantragen. Spezial- oder Grenzfälle sind mit dem Amt für Umwelt zu klären.

     

  • Massgebende Lärmempfindlichkeitsstufen

    Die Belastungsgrenzwerte sind abhängig von den Lärmempfindlichkeitsstufen. Diese werden in der kommunalen Nutzungsplanung festgelegt. Die massgebende Empfindlichkeitsstufe ist direkt aus dem Zonenplan der jeweiligen Gemeinde zu ermitteln.

     

  • Anforderungen an den Lärmschutznachweis

    Besteht der Verdacht einer Immissionsgrenzwertüberschreitung, so ist ein Lärmschutznachweis zu erstellen, in dem die Einhaltung der Immissionsgrenzwerte nachgewiesen werden. Der Lärmschutznachweis ist bei den kommunalen Bewilligungsbehörden im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens unaufgefordert einzureichen und beinhaltet nachfolgende Punkte:

    • Verwendete Grundlagen (Rechtsgrundlagen, Vollzugshilfen, Zonenpläne, Projektpläne, Grundlagedaten zur Lärmermittlung etc.)
    • Lärmrechtliche Einordnung des Projekts nach Umweltschutzgesetz und Lärmschutz-Verordnung
    • Projektpläne mit der Lage der Beurteilungspunkte und Einstufung der Raumnutzung
    • Emissionswerte Lr,e der einzelnen Lärmquellen inkl. Grundlagedaten
    • Massgebende Lärmempfindlichkeitsstufe und Lärmgrenzwerte
    • Nachvollziehbare Darstellung der Berechnungen
    • Beurteilungspegel LrTag / LrNacht sind ohne Nachkommastellen und mathematisch gerundet auszuweisen. Ein Grenzwert gilt dann als überschritten, wenn der ganzzahlige Beurteilungspegel grösser ist als der Grenzwert. Der Beurteilungspegel ist mindestens für sämtliche Fenster bis Lr ≥ Immissionsgrenzwert auszuweisen.
    • Ausführliches Lärmschutzkonzept (Massnahmenkonzept) bei Projekten mit Antrag für Ausnahmebewilligung nach Art. 31 Abs. 2 der Lärmschutz-Verordung, d. h. bei verbleibender Immissionsgrenzwertüberschreitung

     

  • Wann ist ein Lärmschutzkonzept notwendig und was ist sein Inhalt?

    Verbleiben trotz Massnahmen Immissionsgrenzwertüberschreitungen am Gebäude, ist ein umfassendes Massnahmenkonzept innerhalb des Lärmschutznachweises abzuhandeln. Dazu gehören unter anderem, welche Massnahmen getroffen und welche Massnahmen aus welchen Gründen verworfen wurden, ein Wirkungsnachweis von Lärmschutzmassnahmen in dB(A), d. h. Lärmermittlung ausweisen für den Zustand mit und ohne Massnahmen, Lage und Dimensionierung von Massnahmen, Materialisierung, Absorptionsgrad, Skizzen, Pläne, Grundrissgestaltungsvarianten. Wir empfehlen die Untersuchung von Lärmschutzmassnahmen gemäss der aufgelisteten Reihenfolge:

    1. Priorität: Anordnung der Gebäude, Gebäudeform und -stellung (in Ausnahmefällen Distanz zur Lärmquelle, sofern verhältnismässig und wirksam); bei Grossüberbauungen eventuell Massnahmen an der Lärmquelle etc.
    2. Priorität: Bauliche Massnahmen im Ausbreitungsbereich, z. B. Lärmschutzwand, Wall, Nebenbauten ohne lärmempfindliche Nutzungen als Schallschirm anordnen etc.
    3. Priorität: Gestalterische Massnahmen, wie lärmabgewandte Orientierung, Nutzungsanordnung und Grundrissoptimierung etc.
    4. Priorität: Bauliche Massnahmen am Gebäude (z. B. Anordnung lärmwirksame Balkone und Loggien), Auskragungen (z. B. Brüstungen) etc.

     

  • Anforderungen an das Lüftungsfenster

    Beim sogenannten «Lüftungsfenster» handelt es sich um ein Fenster, das zur Belüftung des Raumes dient und bei dem der massgebende Lärmgrenzwert eingehalten wird. Der Lüftungsquerschnitt muss mindestens 5 Prozent der raumzugehörigen Bodenfläche betragen. Ein Lüftungsfenster muss ins Freie führen und bei jeder Witterung ohne Wohnkomfortbeeinträchtigung öffenbar sein. Die Anforderung gilt ausschliesslich für Räume in Wohnungen.

     

  • Ausführungsbestimmungen für lärmwirksame Balkone und Loggien

    Balkone und Loggien dürfen nur dann als lärmwirksam berücksichtigt werden, wenn sie ausreichend dimensioniert sind. Als Richtwerte gelten eine Mindestfläche von 3 m2 und eine Mindesttiefe von 1,5 Metern. Untersichten sind schallabsorbierend zu verkleiden (Schallabsorption DLαNRD ≥ 4 dB gemäss EN 1793-1:2017 beziehungsweise mindestens Schallabsorptionsklasse C oder Schallabsorptionsgrad αw ≥ 0.60 nach EN ISO 11654:1997). Akustisch wirksame Brüstungen sind in jedem Fall zwingend. Sie müssen schalldicht sein. Die Lärmermittlung erfolgt bei verschiebbaren Verglasungen oder bei vorgelagerten Wintergärten im vollständig geöffneten Zustand.

     

  • Sind Glasschilder als Lärmschutzmassnahme erlaubt?

    Fenster müssen ins Freie führen. Deshalb sind Glasschilder, die das Fenster halb oder ganz abdecken, als Lärmschutzmassnahme nicht erlaubt.

     

  • Umgang mit seitlichen Fensterblenden als Lärmschutzmassnahme

    Beugungseffekte führen dazu, dass zu kleine Fensterblenden kaum lärmreduzierend wirken. Mehrere Fensterblenden können zudem zu Reflexionen und somit zu erhöhten Lärmimmissionen führen. Die Wirksamkeit von allfällig projektierten Fensterblenden ist fallweise immer mit dem Amt für Umwelt zu klären. Lärmwirksame seitliche Fensterblenden sind in jedem Fall geschosshoch auszuführen.

     

  • Interessenabwägung und Gesuch um kantonale Zustimmung nach Art. 31 Abs. 2 der Lärmschutz-Verordnung

    Im Falle von verbleibenden Immissionsgrenzwertüberschreitungen ist ein Gesuch um Zustimmung nach Art. 31 Abs. 2 der Lärmschutz-​Verordnung notwendig. Für das Gesuch der Bauherrschaft sowie für die erforderliche Interessenabwägung der Gemeinde stellt das Amt für Umwelt das Formular Gesuch für Zustimmung nach Art. 31 Abs. 2 der Lärmschutz-Verordnung online zur Verfügung. Dem Formular sind zwingend nachfolgende Dokumente beizulegen:

    1. Lärmschutznachweis inklusive Lärmschutzkonzept (ausführliche Massnahmenprüfung)
    2. Schallschutznachweis nach SIA 181 für Aussenlärm
  • Schallschutznachweis

    Nach Art. 32 der Lärmschutz-Verordnung hat die Bauherrschaft dafür zu sorgen, dass die Aussenbauteile und Trennbauteile lärmempfindlicher Räume sowie Treppen und haustechnische Anlagen den anerkannten Regeln der Baukunde entsprechen. Als solche gelten die Mindestanforderungen nach SIA 181 des Schweizerischen Ingenieur-​ und Architekten-​Vereins.

    Werden bei lärmexponierten Fenstern die Immissionsgrenzwerte überschritten, ist zwingend ein Schallschutznachweis nach SIA 181 für die Aussenbauteile zu erstellen und zusammen mit dem Lärmgutachten im Baubewilligungsverfahren einzureichen. In einem Plan sind die Fenster mit den resultierenden Bauschalldämm-​Massen (R'w+Ctr) sowie den vorgesehenen Glasaufbauten anzugeben.

    Die Anforderungen werden gemäss kantonaler Vollzugspraxis bei Immissionsgrenzwertüberschreitung nicht zusätzlich verschärft. Es gelten die Mindestanforderungen nach SIA 181.

Einstufung von Räumen nach ihrer Lärmempfindlichkeit

* Maximale Bruttoabmessung ohne Einbauten und Möbel (BRF)

 

Grenz- und Spezialfälle sind mit dem Amt für Umwelt zu klären.

Raumart lärmempfindlich lärmempfindlich nicht lärmempfindlich
  Wohnen Betrieb (+5dB)  
Wohn- und Schlafzimmer x    
Wohnraum x    
Gemeinschaftsraum in Wohngebäuden x    
Estrich-/Hobbyraum wärmegedämmt, beheizt (>10m2) * x    
Estrich-/Hobbyraum wärmegedämmt, beheizt (<10m2) *     x
Wohnküche (BRF > 10m2) * x    
Arbeitsküche (BRF < 10m2) *     x
Wintergarten (beheizt, innerhalb Dämmperimeter) x    
Wintergarten (unbeheizt, ausserhalb Dämmperimeter)     x
Bad, WC     x
Treppenhaus, Korridor, Abstellraum     x
Hotelzimmer x    
Schulzimmer x    
Kindergarten, Kita x    
Zimmer in Spital, Klinik x    
Restaurant, Speisesaal   x  
Restaurant mit erheblichem Eigenlärm     x
Büro, Besprechungszimmer   x  
Praxen (Arzt, Rechtsanwalt etc.)   x  
Coiffeur   x  
Einkaufsladen mit geringem Eigenlärm   x  
Einkaufsladen mit erheblichem Eigenlärm     x
Kirchen     x
Stall     x

 

Kontakt

Amt für Umwelt

Anschrift
Amt für Umwelt
Aabachstrasse 5
6301 Zug
Öffnungszeiten

Montag bis Freitag
08:00 - 11:45
14:00 - 17:00

Termine nach Vereinbarung

Telefonnummer
+41 41 594 53 70